Berkshire Hathaway: Warren Buffett dämpft Erwartungen der Anleger empfindlich und würdigt Charlie Munger (2024)

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Berkshire Hathaway: Warren Buffett dämpft Erwartungen der Anleger empfindlich und würdigt Charlie Munger (1)

In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre hat Warren Buffett (93) die Aktionäre seiner Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway gewarnt, dass die besten Zeiten für gute Deals vorbei seien. Sein 905 Milliarden Dollar schweres Konglomerat habe „keine Chance auf eine atemberaubende Leistung“ mehr.

„Es gibt nur noch eine Handvoll Unternehmen in diesem Land, die in der Lage sind, wirklich etwas zu bewegen bei Berkshire. Sie wurden von uns und anderen unendlich oft unter die Lupe genommen. [...] Wenn wir sie bewerten können, dann müssen sie zu einem attraktiven Preis angeboten werden.“ Zugleich gebe es außerhalb der USA „im Wesentlichen keine Kandidaten, die für Berkshire eine sinnvolle Option für den Kapitaleinsatz darstellen“.

Buffett beschreibt damit ein Dilemma, mit dem er es seit fast einem Jahrzehnt zu tun hat: geeignete Übernahmeziele zu finden, um die massiv gewachsenen Cash-Bestände abzubauen. Berkshire hatte zwar in den vergangenen Jahren einige Unternehmen gekauft. Die eigene Größe habe der Investmentgesellschaft dabei geholfen, doch seien diese Zeiten nun lange vorbei, auch habe der Wettbewerb zugenommen, erläuterte Buffett. Beteiligungsgesellschaften riefen in der Vergangenheit immer größere Summen für Übernahmekandidaten auf, trieben damit deren Bewertungen in Höhen, die der legendäre Investor für unvernünftig hielt.

Der Geldberg wächst auf 168 Milliarden Dollar

Letztlich konnten Berkshires Investitionen für die immer weniger werdenden Deals den Geldberg nur gering und kurzfristig verkleinern. Zum Ende des vergangenen Jahres erhöhten sich den Angaben zufolge die Bargeldbestände um 39 Milliarden Dollar auf rund 168 Milliarden Dollar.

Berkshire werde aber auch in Zukunft günstige Kaufgelegenheiten nutzen, wenn sie sich böten, versicherte Buffett. Die Masse der Marktteilnehmer sei heute emotional nicht stabiler als früher oder besser ausgebildet als noch zu seiner Jugendzeit, schreibt der Mann, den seine Bewunderer „das Orakel von Omaha“ nennen. Zugleich legten Investoren ein kasinoähnlicheres Verhalten an den Tag als früher, so seine Beobachtung. Mit anderen Worten: Panikartige Zustände kämen zwar nicht oft vor, „aber sie werden kommen“, sagt der Altmeister voraus. „Und Berkshires Fähigkeit, auf Markteinbrüche sofort mit riesigen Summen zu reagieren, kann uns eine große Chance bieten.“

„Berkshires Fähigkeit, auf Markteinbrüche sofort mit riesigen Summen zu reagieren, kann uns eine große Chance bieten.“

Warren Buffett in seinem Jahresbericht und Brief an die Investoren

Tatsächlich haben die Aktionäre von Berkshire wenig Grund sich zu beklagen. Seit 1964 haben Berkshire-Aktien eine Rendite von 4,4 Millionen Prozent erzielt und damit den Zuwachs von 31.233 Prozent des Benchmark-Index S&P 500 bei Weitem übertroffen, hat die „Financial Times“ nachgerechnet. Berkshire-Klasse-A-Aktien haben in diesem Jahr um weitere 16 Prozent zugelegt

Die Gewinne der Investmentgesellschaft sprudeln weiter: Operativ erzielte Berkshire im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 37,5 Milliarden US-Dollar – ein Plus von gut 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Schlussquartal trug dazu rund 8,5 Milliarden US-Dollar bei. Zur Steigerung des Betriebsgewinns leistete das Versicherungsgeschäft einen wesentlichen Anteil, das Berkshire einst groß gemacht hat. Die Ergebnisse des Eisenbahngeschäfts sowie der Versorgungs- und Energiegeschäfte gingen dagegen zurück.

Am Betriebsgewinn und nicht an dem durch Kursgewinne stark schwankenden Nettogewinn der Gesellschaft sollten sich die Anleger orientieren, appelliert Buffett. 2023 betrug der Nettogewinn rund 96 Milliarden Dollar, 2022 musste Berkshire einen Verlust von rund 22 Milliarden Dollar ausweisen.

Eine lange Passage im Jahresbericht widmet Buffett seinem langjährigen Weggefährten Charlie Munger und würdigt ihn als „Architekt von Berkshire Hathaway“. Munger war im vergangenen November im Alter von 99 Jahren gestorben, Buffett hatte sich bislang nicht persönlich zum Tod seines Freundes und Verwaltungsratsvorsitzenden von Berkshire geäußert.

Umso wärmere Worte fand er nun: „Charlie hat nie versucht, die Lorbeeren für seine Rolle als Schöpfer zu ernten, sondern ließ mich stattdessen die Verbeugungen übernehmen und die Auszeichnungen entgegennehmen“, schrieb Buffett. „In gewisser Weise war seine Beziehung zu mir teils älterer Bruder, teils liebender Vater. Selbst als er wusste, dass er recht hatte, überließ er mir die Zügel, und als ich einen Fehler machte, erinnerte er mich nie – nie – an meinen Fehler.“

„Als ich einen Fehler machte, erinnerte er mich nie – nie – an meinen Fehler.“

Warren Buffett über seinen Verwaltungsratschef und jahrzehntelangen Freund Charlie Munger, der im vergangenen November starb

Munger hat Buffetts Investitionsstil offensichtlich entscheidend mit beeinflusst: weg von reinen Schnäppchen-Aktien zu niedrigsten Preisen und hin zu Aktien von Unternehmen, die am Markt vergleichsweise niedrig bewertet waren, sich aber durch eine sehr gute Unternehmensführung auszeichneten.

1965 habe Munger ihm geraten: „Jetzt, wo Sie Berkshire kontrollieren, fügen Sie ihm wunderbare Unternehmen hinzu, die Sie zu fairen Preisen kaufen, und geben Sie es auf, faire Unternehmen zu wunderbaren Preisen zu kaufen“, schreibt Buffett. Mit zunächst „viel Widerwillen“ habe er daraufhin „seine Anweisungen befolgt“. Auch habe Munger Warren Buffett immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, „wenn meine alten Gewohnheiten wieder auftauchten“.

Berkshire Hathaway: Warren Buffett dämpft Erwartungen der Anleger empfindlich und würdigt Charlie Munger (2)

Buffett und Munger arbeiteten über Jahrzehnte zusammen. Legendär waren ihre Auftritte zu den jährlichen Hauptversammlungen ihrer Holding, wo sich die beiden die Bälle zuspielten. Einmal fragte Buffett seine rechte Hand, ob Charlie sich erklären könne, warum so viele Menschen die simpelsten Finanzfragen einfach nicht verstünden. „Nun“, antwortete Munger, „wenn die Leute nicht so oft falsch liegen würden, wären wir nicht so reich“. Zweifelsohne: Munger war nicht nur ein kluger Investor, sondern ein humorvoller zugleich.

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Beim nächsten Aktionärstreffen im Mai werden laut „Wall Street JournalGreg Abel (61) und Ajit Jain (72) mit Buffett das Podium teilen. Abel und Jain leiten jeweils das Nichtversicherungs- und das Versicherungsgeschäft von Berkshire. Abel gilt als designierter Nachfolger von Buffett. Und der Altmeister versicherte seinen Anlegern, dass Abel „in jeder Hinsicht bereit ist, morgen CEO von Berkshire zu werden“.

Analysten erwarten Klartext von designierten Buffett-Nachfolgern

„Berkshire ist für die Ewigkeit gebaut“, versichert Buffett in seinem Brief. Doch Analysten stellen die bange Frage, ob das nachfolgende Management den jahrzehntelangen Erfolg der Investmentgesellschaft fortsetzen kann. Edward-Jones-Analyst Jim Shanahan etwa zweifelt, ob Abel tatsächlich so mutig sei, um die erwähnte Chance zu nutzen, sollte einmal große Panik am Markt herrschen, um dann gute Unternehmen mit Milliarden von Dollar zu kaufen. Cathy Seifert, Analystin bei CFRA Research, ist laut AP davon überzeugt, dass Berkshire „starke, stabile Manager der zweiten und dritten Ebene“ hat, die nicht viel Aufmerksamkeit erhielten. Was die Zukunft der Investmentgesellschaft betreffe, wollten die Aktionäre aber verständlicherweise mehr von Abel und Jain hören – am 4. Mai haben sie nun die Gelegenheit dazu.

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